Grössere Kampfkraft entschied Rog-Trophy

In einem packenden Endspiel entthronte der Franzose Julien Balbo den Titelverteidiger Nicolas Müller in fünf Sätzen. Die Schweizer Nummer eins vermochte eine 2:0-Satzführung sowie eine 6:0-Führung im Entscheidungssatz nicht zum Sieg zu nutzen. 

Seit vier Jahren spielt der Franzose Julien Balbo bereits in der Schweiz. Doch erst am Wochenende nahm er erstmals an einem offiziellen Turnier in der Schweiz teil – und feierte sogleich einen grossen Sieg. Die im Trübbacher Squash-Center Seidenbaum stattfindende 3. Rog-Trophy bot ein Finalspiel der Extraklasse. Balbo gewann dank seinem grossen Kämpferherzen, indem er sich gleich zweimal aus fast nicht aufholbarer Rücklage befreien konnte. Denn sein Gegner war niemand Geringerer als die Nummer eins der Schweiz, Nicolas Müller, der vor dem Finalspiel gegen Julien Balbo an der Rog-Trophy noch keinen Satz verloren hatte und das Turnier zweimal (2007 und 2009) gewann. «Er hatte den grösseren Hunger als ich», so die Analyse Müllers nach der 2:3-Niederlage (11:8, 13:11, 8:11, 8:11, 11:13). 

2:0-Führung aus der Hand gegeben

Bereits im ersten Satz des Finals zeichnete sich ab dass Nicolas Müller für den dritten Turniersieg härter kämpfen musste als in vergangenen Jahren. Die Schweizer Nummer eins bestach allerdings durch hohe Präzision und hervorragender Laufarbeit, gegen die Julien Balbo lange Zeit vergeblich ein Mittel suchte. Im zweiten Satz legte der Franzose zwar einen Zacken zu und begeisterte mit Ideenreichtum und Schlitzohrigkeit- jedoch ohne Erfolg. Nach der 2:0-Satzführung gab es eigentlich keinen Zweifel darüber, wer im Endspiel triumphieren würde. Doch die gute Leistung des zweiten Satzes flösste Balbo neues Selbstvertrauen ein und er spielte fortan immer stärker auf. Müller war zu Beginn des dritten Satzes mit dem Kopf nicht bei der Sache, geriet mit 1:5 in Rückstand. Diesen vermochte er nicht mehr wettzumachen. In der Folge war es nun Müller, der vergeblich nach einen Rezept suchte und auch noch den vierten Durchgang verlor. «Schon der Satzgewinn zum 2:0 war glücklich», äussert sich der 20-Jährige. Dass er trotz dieser Führung verloren hat, kann er sich nicht erklären. «Ich weiss nicht, was passiert ist.» 

Ein unglaubliches Comeback

Zumal es im Entscheidungssatz lange Zeit nach dem dritten Turniersieg aussah. Rasch ging Müller mit 6:0 in Führung. «Doch dann gelangen meinem Gegner drei schnelle Punkte.» Julien Balbo gelang ein unglaubliches Comeback und gab nun den Takt an. Entweder liess er sich einen sehenswerten Punkt gutschreiben – oder machte einen Fehler. Da die Fehlerquote aber gegen Satzende sank, konnte sich der Franzose letztlich über einen grossen Coup freuen. «Ich bin zufrieden mit meinem Spiel», meint er und zollt Müller Respekt: «Er ist ein grosser Spieler und hat Potenzial. Es ist wohl das letzte Mal, dass ich ihn schlagen konnte.»  Die Rog-Trophy hat den Finalisten Spass gemacht und beide hoffen, dass dieses Turnier auch weiterhin in ihren Terminkalender passt. Julien Balbo ist besonders von der familiären Atmosphäre begeistert. Mit dem Sieg im Rücken will er weiter an der Kondition arbeiten, um für die franzöischen Landesmeisterschaften im Februar gerüstet zu sein. Nicolas Müller wird derweil alles unternehmen, um in der Weltrangliste weiter nach oben zu klettern. So wird er demnächst an einem stark besetzten Turnier in New York teilnehmen. 

Vaduzer Titel an Michel Haug

Bester Werdenberger des Turniers war Organisator Roger Baumann aus Grabs. Mit dem achten Platz war er aber nicht zufrieden. Zumindest das Duell gegen seinen Teamkollegen vom SC Vaduz, Michel Haug, wollte er aus Prestige-Gründen noch gewinnen. Doch der Zürcher in Liechtensteiner Diensten bezwang Baumann mit 3:1 (11:9, 11:2, 2:11, 11:6). Wie der Grabser ausführt, war er bereits vor dem Spiel um Rang sieben ausgepumpt. Viel Kraft liess er im Viertelfinal gegen Julien Balbo liegen. Mit 9:11, 8:11 und 8:11 unterlag er dem Franzosen, der von den Qualitäten Baumanns einige Male überrascht wurde, in jedem Satz nur knapp. Als Organisator der Rog-Trophy zog er ein erfreuliches Fazit. «Ein super Event, der Spass macht – vor allem mit dieser grossartigen Beteiligung.»